Gärtnerei und Baumschule Andreas Irrling aus Frankfurt (Oder)
Andreas Irrling kümmert sich um den Riesen Rhodedendron im Eingangsbereich des Gartenmarktes. Der Gartenmarkt besteht inzwischen 55 Jahre und soll nun erneut erweitert werden. (© Foto: René Matschkowiak)

Gärtnerei Irrling in Frankfurt (Oder) expandiert in der Corona Krise

Die Gärtnerei Irrling in Frankfurt erweitert im Corona-Krisenjahr ihren Einkaufsbereich um 2000 Quadratmeter.

Es ist keines der Jubiläen, die man ganz groß feiert, aber mehr als eine Randnotiz ist es schon wert. Darüber dachte Andreas Irrling, mit seiner gleichnamigen Gärtnerei und Baumschule im Westen der Stadt, am Anfang des Jahres nach. Vor 55 Jahren hatte sein Vater Hans Irrling den Grundstein für den erfolgreichen Frankfurter Gartenmarkt gelegt. Die Zeiten, die auf einem Foto aus dem Jahre 1988 verewigt sind – Frankfurter Kunden standen damals vier Stunden für Frühjahrsblüher an – sind inzwischen längst vorbei.


Gärtnerei-Expansion trotz Corona

Andreas Irrling baute die Gärtnerei seit 2012 nun sogar schrittweise weiter aus. Zum kleinen Jubiläum wurden zusätzliche 2000 Quadratmeter Fläche von der Stadt aufgekauft, um den vielen Kunden noch mehr Einkaufserlebnis bieten zu können. Die ersten Erdarbeiten hatten schon begonnen. Dann kommt der März. Es ist ein kühler Tag und An-dreas Irrling steht im Außenbereich seines Marktes und schiebt einige Pflanzen hin und her.

Hinter seiner Stirn arbeitet es. Das Land steht durch den sich ausbreitenden Corona-Virus kurz vor dem totalen Stillstand. Geschäfte sollen geschlossen werden. „Wenn es so kommt, sind wir erledigt“, sagt er damals ernst. Tausende selbst gezogene Frühjahrsblüher warten auf den Verkauf, zusätzlich hatte er Waren für viele tausend Euro bestellt, die auch bezahlt werden mussten. Ob die bestellte Ware je verkauft werden kann, steht vor gut zwei Monaten in den Sternen. Außerdem die Nebenkosten und Löhne. „Das Frühjahr ist die absolut wichtigste Jahreszeit für uns“, sagt Andreas Irrling. In den Wintermonaten könne man keinen Gewinn machen, sondern im Frühjahr und Frühsommer.

Andreas Irrling beobachtet dann, wie ein deutscher Flickenteppich entsteht. Bayern verkündet am 20. März auch die Schließung von Bau- und Gartenmärkten. Irrlings Befürchtungen scheinen wahr zu werden. Doch in Brandenburg bleiben die Gartenmärkte dann geöffnet. Anfangs noch zögerlich entwickelt sich ein regelrechter Andrang auf die Baumärkte und Gartencenter. Irrling kann davon profitieren.

Am vergangenen Freitag steht Andreas Irrling in der warmen Abendsonne an fast derselben Stelle wie im März vor seiner Gärtnerei und hat nun wieder ein freundliches Lächeln im Gesicht. „Unsere Kunden waren und sind wirklich der Wahnsinn“, sagt der Pflanzenspezialist. Der große Teil habe sich an die Hygienemaßnahmen gehalten und den Gärtnern damit geholfen. Außerdem seien nicht nur die Stammkunden gekommen, sondern auch viele neue und vor allem junge Familien, freut er sich. Selbst Menschen, die sonst auf polnischen Märkten ihre Pflanzen eingekauft haben, konnte er wohl von sich überzeugen. „Die haben gemerkt, dass es hier gar nicht so teuer ist und dass die Qualität stimmt“, stellt er fest.

Im Gegensatz zu den schlimmsten Befürchtungen entwickelt sich das Frühjahr sogar hervorragend. Einige hätten den Urlaub storniert und das Geld  wohl in Gartenausstattung investiert.  „Ich konnte jetzt einen weiteren Mitarbeiter fest einstellen“, freut sich der Inhaber. So arbeiten mittlerweile 16 Menschen im Betrieb.


Der Name bleibt wie er ist

Auch der Ausbau des Marktes kann nun wieder voran getrieben werden. Auf der weiteren Freifläche wird unter anderem ein Teich angelegt, damit die Kunden noch schöner zwischen den Pflanzen und Bäumen flanieren können. Fast anderthalb Fußballfelder groß ist dann das  Gelände des Gartenmarktes. Kurz hat An-dreas Irrling darüber nachgedacht, aus seiner Gärtnerei und Baumschule zumindest im Wortsinn ein „Gartencenter“ zu machen. Die Frankfurter Wurzeln und die Eigenständigkeit sollen aber weiterhin zum Ausdruck gebracht werden und deswegen bleibt der Name so wie er ist. Auch in diesem verrückten 55. Jahr des Bestehens.


Quelle: www.moz.de
Autor und Fotograf: © René Matschkowiak